Das Wettrennen um die vernetzte Stadt
Soziale Netzwerke, eCommerce und Vermittlungsdienste sind in fester Hand von einigen, wenigen (vor allem amerikanischen) Konzernen. Die hieraus entstehende Marktmacht wird im öffentlichen Diskurs zunehmend präsenter und die negativen Folgen absehbarer. Darüber hinaus erfasst die Digitalisierung vermehrt auch die Vernetzung unserer öffentlichen Infrastruktur wie Müllwirtschaft, Mobilität oder Energie – die sogenannte Smart City entsteht. Bisher vor allem in weltweiten Hotspots wie Barcelona präsent, nimmt das Thema auch in Deutschland Fahrt auf. Doch wer ist hier eigentlich Treiber und wie könnten zukünftige Modelle aussehen?
Ein Szenario wäre, wir überlassen die Vernetzung unserer öffentlichen Infrastruktur großen Digitalkonzernen. Die Entwicklungsgeschwindigkeit, finanzielle Schlagkraft und weltweite Skalierbarkeit spricht für diese Entwicklung. Doch was spricht dagegen? Datensouveränität. Wollen wir Bürger unsere öffentliche Infrastruktur und durch Vernetzung entstehende Daten abgeben und der Geschäftsmodelloptimierung überlassen?
Etwas abwegig, aber wie könnte eine intelligente Verkehrsflusssteuerung in der Zukunft aussehen? Könnte es nicht ein Geschäftsmodell sein, eine grüne Welle in der Stadt buchen zu können, um extra schnell mit dem Auto durch die Stadt zu fahren? In der Konsequenz stehen all diejenigen im Stau, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen.
Die Betrachtung öffentlicher Infrastruktur aus dem Blickwinkel der digitalen Geschäftsmodelle kann zu absurden Strukturen führen. Hier sollte Einhalt geboten werden und die Souveränität unserer Daten und Infrastrukturen im Vordergrund stehen. Die öffentliche Infrastruktur dient dem Zusammenleben innerhalb unserer Gesellschaft – diskriminierungsfrei, nachhaltig, sozial und effizient. Daher ist es an der Zeit, dass lokale Player das Thema „Vernetzte Stadt“ in die Hand nehmen und die technischen Möglichkeiten in Einklang mit dem Gemeinwohl bringen. Hier können Stadtwerke als Betreiber öffentlicher Infrastrukturen ein sehr entscheidender Akteur sein. Einige haben das Potential bereits erkannt und gehen in die Verantwortung. Ich hoffe, es springen noch viele auf den Zug auf.
Alexander Sommer
Leiter Innovation und Transformation | items GmbH