Intelligenter Messstellenbetreiber – Marktüberblick aus dem Monitoringbericht 2022 

8. Februar 2023

Welche Aufgaben übernimmt der intelligente Messstellenbetreiber? 

Mit der Veröffentlichung des Entwurfs zur Novellierung des Messstellenbetriebsgesetzes (MsbG), ist das Thema und Geschäftsmodell des intelligenten Messstellenbetreibers (iMSB) wieder in den Fokus der Branche gerückt. Die möglichen Änderungen der Gesetzesnovelle, wie die Einführung verpflichtender Zusatzdienstleistungen des grundzuständigen Messstellenbetreibers (gMSB), dürften die Karten am Markt neu mischen. Aufgrund der aktuellen Entwicklung wollen wir daher in diesem Blogbeitrag einen Blick auf das aktuelle Marktumfeld des iMSB werfen. Als Datengrundlage dient der aktuelle Monitoringbericht 2022 der Bundesnetzagentur (BNetzA), welcher im Dezember 2022 erschienen ist.   

Ausgangsfrage hierbei ist, welche Aufgaben der iMSB mittlerweile am Markt übernimmt. Hierzu bietet der Monitoringbericht eine gute Übersicht, welche Hauptaufgaben vom iMSB selbst oder dritten durchgeführt wird. Wobei es sich um die Standarddienstleistungen im Sinne des MsbG handelt. Hierbei wird schnell ersichtlich, wenn es um den Einbau, Betrieb und die Wartung der Messtechnik geht sowie die Abrechnung übernimmt ein großer Teil der Aufgaben der iMSBs selbst. Lediglich die Funktion des Smart-Meter-Gateway-Administrators (SMGWA) ist in der Regel an einen Dienstleister vergeben. Vermutlich aufgrund des hohen Zertifizierungsaufwandes und zur Reduktion der eigenen Kosten, da der iMSB auf die Einhaltung der Preisobergrenze (POG) achten muss. Setzt der iMSB in einem der Aufgabenfelder auf einen Dienstleister, ist jedoch auffällig, dass es sich meist um einen Kooperationspartner im eigenen Konzernverbund handelt.  

©Bundesnetzagentur

Wie viele wettbewerbliche intelligente Messstellenbetreiber gibt es? 

Da es dem gMSB bislang nicht möglich war außerhalb des eigenen Versorgungsgebietes tätig zu werden oder kundenindividuelle Preise anzubieten, ist eine spannende Frage, ob EVUs auf die Möglichkeit zurückgreifen einen wettbewerblichen Messstellenbetreiber (wMSB) gründen, um diese Hürden zu umgehen. Es zeigt sich jedoch weiterhin, dass mit 39 wMSBs am Markt für intelligente Messsysteme (iMSB) und moderne Messsysteme (mM) der Ausprägungswille auf Seiten der EVUs noch gering ist. 

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Welche Zusatzdienstleistungen bietet der iMSB an? 

Das Dienstleistungsportfolio der Zusatzdienstleistungen von iMSBs bleibt weiterhin ein durchwachsenes Themenfeld. Nur ein geringer Teil bietet überhaupt Zusatzdienstleistungen an. Am meisten sind noch die Dienstleistung zur Herstellung einer Steuerbarkeit am iMsys zu finden sowie die Bereitstellung von Vorkassesystemen. Eine Vielzahl von iMSBs schließt jedoch weiterhin das Angebot von Zusatzdienstleistungen aus. Dies könnte auch ein Indikator sein, warum der Gesetzgeber mit der Novelle des MsbG die verpflichtenden Zusatzdienstleistungen einführt, weil es am Markt zu wenig wMSBs gibt, welche die Dienstleistungen erbringen könnten. 

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Wie viel Messsysteme sind bereits verbaut worden? 

Da das Thema des Rollouts mit der Rücknahme der Markterklärung und der mangelnden Verfügbarkeit der Hardware ins Stocken geraten ist, ist es umso interessanter, wie es um den jetzigen Ausbaustand bestellt ist. Auch weil selbst im neuen Gesetzesentwurf an Ausbauquoten festgehalten wird und der Rollout größtenteils schon bis 2030 abgeschlossen sein soll.  

Bis zum Ende 2021 wurden insgesamt etwas mehr als 130.000 iMsys verbaut im Kundensegment der Pflichteinbaufälle. Berücksichtigt man die optionalen Einbaufälle mit, so steigt die Anzahl um etwa 25.000 weitere iMsys. Allerdings verfügen ca. 1,5 Mio. aller Messlokationen, bei denen es sich um einen Pflichteinbau handelt, über eine moderne Messeinrichtung. Bereits weitere 12 Mio. moderne Messeinrichtungen wurden installiert, wenn man die optionalen Kundengruppen (kleiner 6.000 kWh p.a. oder kleiner 7 kWPeak) mitberücksichtigt. Zumindest was den Rollout der modernen Messeinrichtungen betrifft, wurde bereits eine große Anzahl an Geräten im Feld installiert. Besonders auffällig ist aber, dass gerade bei größeren Verbrauchern und Erzeugern faktisch noch keine iMsys installiert wurden. Eine mögliche Ursache dürfte sein, dass bislang noch keine Hardware für diese Kundengruppe zur Verfügung stand und Netzbetreiber daher auf die klassische ZFA-Technik gesetzt haben.  

Was macht das Thema spartenübergreifende Ablesung? 

Das Thema spartenübergreifende Ablesung über das iMsys ist vermutlich eines der Klassikerthemen des intelligenten Messstellenbetriebs, bei der alle Zähler aller Sparten zentral an das SMGW angebunden werden sollen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die iMSBs sich weiterhin auf die Sparte Strom fokussieren. Vermutlich auch, weil hier eine rechtliche Anbindungspflicht besteht und in den anderen Sparten nur begrenzt – Stichwort § 6 MsbG Bündelablesung.  

Dafür, dass die Mehrspartenablesung noch so wenig populär ist, dürfte es vermutlich einige Ursachen geben. Ein Grund dürfte die eingeschränkte Funktionalität der Hardware sein, die eine Anbindung spartenfremder Messtechnik an ein SMGW nicht zulässt oder weil keine standardisierten Marktprozesse zur Weitergabe der Messwerte existieren. Ein Grund dürften aber auch die höheren Kosten spielen, wenn die Messwertübertragung über das SMGW erfolgt. Außerdem stehen mittlerweile auch alternative Technologien (Bsp. NB-IoT, LoRaWAN etc.) zur Verfügung, um Messtechnik aus der Ferne auszulesen. Dies dürfte auch ein Grund sein, warum der Anteil der Mehrspartenauslesung über das SMGW im Bergleich zum Jahr 2022 gesunken ist.  

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Wie erfolgt die Fernauslesung? 

Zur Anbindung der SMGWs über die WAN-Schnittstelle zur Sicherstellung der Fernauslesbarkeit, setzen die Messstellenbetreiber auf eine Vielzahl von Kommunikationstechniken. Als meistgenutzte Kommunikationstechnik greifen die MSBs zur Auslesung von SLP- und RLM-Kunden auf das bestehende Mobilfunknetz zurück. Im RLM-Kundensegment beträgt der Anteil sogar mehr als 90 %. Im SLP-Bereich kommt hingegen Powerline mit 17 % hinzu, sowie mit 8 % die Nutzung einer bestehenden DSL-Anbindung. Der Anteil der weiteren Technologien beträgt 11 %. 450 MHz als zukünftige neue Kommunikationstechnik spielt mit 1.349 angebundenen Messgeräten eine noch unbedeutende Rolle.

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Marcel Linnemann

Leitung Innovation & Grundsatzfragen Energiewirtschaft
Marcel Linnemann, Wirt. Ing. Energiewirtschaft, Netzingenieur, ist Leiter Innovation und regulatorische Grundsatzfragen bei items und Autor diverser Fachbücher und -artikel rund um die Thematiken der Energiewirtschaft und der Transformation