Eigentlich wollte ich einen rein technischen Beitrag zu dem Thema Hybride Planung mit SAC und BPC schreiben. Allerdings möchte ich im gleichen Zuge die Chance ergreifen und für nachhaltige IT-Systeme werben. Ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeit ist es, vorhandene Ressourcen weiterhin zu nutzen – Reduce, Reuse, Recycle. Im IT-Umfeld ist das nicht nur aus technischer, sondern vor allem auch aus kaufmännischer Sicht sehr interessant. Warum sollen Investitionen, in denen viel Zeit und Geld stecken und die gut funktionieren, nicht weiterhin genutzt werden. Genau an diesem Aspekt setzt die SAC mit ihrer Möglichkeit an, ein BW/4HANA-System nicht nur für Reportingzwecke anzubinden. Wenn ich in meinem Unternehmen die Planung und das Forecasting mit BPC embedded durchführe, was ins BW/4HANA eingebettet ist, dann liegt die Idee nahe, die SAC ebenfalls als moderne Oberfläche für die Planungsanwender zu nutzen. Stellt sich nur die Frage, ob das auch wirklich sinnvoll ist, wenn die SAC doch auch eine eigene Planungsengine im Bauch hat?
Im folgenden Blogbeitrag schauen wir uns also die Vorteile und Nachteile der SAC Planungsengine im Vergleich zur Business Planing und Consolidation (BPC) embedded genauer an. Darüberhinaus schauen wir außerdem auf die hybride Planung mit SAC und BPC und beleuchten die Entwicklung der SAP BI aus einer nachhaltigen Perspektive.
Vor- und Nachteile der (isolierten) Planung mit SAC
Wenn ich mir zum einen die Planungsengine der SAC und zum anderen die des BPC embedded mit all ihren Möglichkeiten anschaue, dann erkenne ich, dass es im Kern keine großen Unterschiede gibt. Ja, mit der SAC können Wertetreiberbäume und KI-gestützte Hochrechnungsmethoden genutzt werden. Klar ist auch, dass der Fokus der Weiterentwicklung der SAP auf der SAC liegt. Jedoch ist das Commitment zur SAC nicht nur mit Vorteilen verbunden. Zum einen, kann das im Unternehmen vorhandene ABAP-Know-How nicht für die Entwicklung der SAC eingesetzt werden. Es können keine Customer-Exit-Variblen definiert werden, die mir z. B. anhand eines Tagesdatums und einer Fiskalvariante eine Periode, eventuell noch mit Zeitverschiebung, berechnen. Auch das automatisierte Sperren der Daten ist aktuell in der SAC nicht möglich. Zum anderen hat die SAC, wenn ich sie als Planungstool nutzen möchte, dieselben Voraussetzungen, wie alle ihre Mitbewerber auch: Ihr müssen per Schnittstelle sämtliche Stamm- und Bewegungsdaten zur Verfügung gestellt werden. Das sind beispielsweise Attribute und Texte zur Kostenstelle, wie auch ein Verantwortlicher. Auf Basis dieser Information kann dann ein Berechtigungskonzept aufgebaut werden. Oder aber es werden die Buchungen auf meinen Kostenstellen und den dazugehörigen Konten der letzten drei Jahre benötigt, um eventuell Trends identifizieren zu können.
Vorteile der hybriden Planung mit SAC und BPC
„Ja“, mag der geneigte Leser oder die geneigte Leserin jetzt sagen, „das muss ich beim BPC embedded doch auch!“ Das stimmt natürlich. Aber da im Herzen des BPC embedded noch immer die BW-integrierte Planung steckt, und ich in einem gut aufgebauten BW diese Daten bereits zur Verfügung habe, kann ich sie hier direkt nutzen. Ich kann sogar bestehende Datenmodelle, die bisher nur die Ist-Daten enthalten, um die neuen Plandaten erweitern. Ich nutze also vorhandene Ressourcen und muss das Rad nicht neu erfinden! Wenn ich mir vorstelle, dass all die Investitionen, sei es Arbeitszeit oder Kosten, nicht umsonst waren, sondern ich sie weiter nutzen und sogar veredeln kann, dann müsste mir das neue Tool, in unserem Fall also die SAC, doch so viel Mehrwert liefern, dass ich bereit bin, meine Investitionen nicht zu schützen. Ein weiterer Vorteil der hybriden Planung mit SAC-Frontend und BPC-Backend ist, dass ich die Auswirkungen meiner Planwerte direkt im Reporting wiederfinde, ohne dass auf einen Datenextraktionslauf ins Reporting warten zu müssen, der aller Wahrscheinlichkeit nach erst nächste Nacht stattfindet. Ich kann also quasi live sehen, wie sich meine Zahlen auswirken.
Entwicklung und Vorteile der SAC
Ich möchte die SAC als Planungstool nicht abwerten, ganz im Gegenteil! Man sieht an den Funktionalitäten, dass die SAP mit der BW-integrierten Planung über die Jahre viel Know-how aufgebaut hat und dieses nun in moderner Form in die SAC einfließen lässt. Auch hier erfindet die SAP das Rad nicht neu, sondern greift auf vorhandene Ressourcen in Form des erlangten Wissens zurück. Wenn ich aber in meinem Unternehmen ein BW- oder BW/4HANA-System nutze, dann kann ich dieses weiterhin als Basis sowohl für mein Reporting als auch für meine Planung nutzen. Und das nenne ich Nachhaltigkeit. Dass die SAP es technisch ermöglicht, die SAC als Frontend auch für die Planung zu nutzen, ist nicht nur nachhaltig, sondern auch ein sehr gutes Angebot an ihre Kunden! Denn wenn wir ehrlich sind, kennen wir alle die Probleme, die eine Planungsmappe auf Basis von Excel/Analysis for Office hat. Das fängt bei der Gestaltung von Reitern mit mehreren Tabellen an und hört beider Fehlerbehandlung von falsch eingegebenen Formaten auf. Auf die fehleranfällige VBA-Programmierung, um die man in den meisten Fällen leider nicht herumkommt, möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst eingehen. Hier bietet mir die SAC sowohl als Entwickler als auch als Anwender ein stabiles Framework, auf das ich mich verlassen kann und das mir eine komfortable Erfassung ermöglicht.
Nachhaltige SAP BI Roadmap
Deshalb möchte ich an dieser Stelle eine Lanze brechen für all die bewährten On-Premise-Systeme, die mir in den letzten Jahren treue Dienste geleistet haben. Wir betreuen viele Kunden im Hinblick auf die anstehenden Veränderungen durch die Abkündigung der Netweaver-Welt durch die SAP. Was mir persönlich bei diesen Diskussionen oft zu kurz kommt, ist der Aspekt des Investitionsschutzes und der Nachhaltigkeit. Nicht umsonst hat die SAP den S/4- und BW/4-Systemen dieser Welt eine Wartungszusage bis ins Jahr 2040 gegeben (welcher Softwarehersteller kann das noch von sich behaupten?). Daher meine Bitte an alle SAP-Kunden: Beziehe diese Möglichkeit in deine Überlegungen mit ein!
Nun könnte man mir natürlich leicht vorwerfen, dass ich hier rückwärtsgewandt argumentiere und der Weg nun mal zwangsläufig in die Cloud führen wird. Dem halte ich aber entgegen, dass ich ein großer Freund der neuen Produkte der SAP bin, wenn sie denn sinnvoll eingesetzt werden. Die SAC ist endlich das Produkt, auf das alle SAP-Kunden im BI-Kontext gewartet haben. Sie ist heute schon unverzichtbar und natürlich besser in die SAP-Welt integriert als ein PowerBI von Microsoft. Und auch das neue Datasphere, der Nachfolger von DWC, kann in verschiedenen Situationen als Ergänzung zum BW/4HANA eingesetzt werden. Man muss nur immer im Blick behalten, was man will und wie man nachhaltig investieren kann, aber auch wann man den kompletten Schritt auf die neuen Technologien geht. Denn dass dieser notwendig sein wird, steht außer Frage. Aber bis dahin kann ein wenig Nachhaltigkeit auch nicht schaden.